Sieben Prozent müssen bleiben!

Schwangau/Füssen/Berlin – Im Rahmen eines Runden Tisches im Schlossbrauhaus in Schwangau tauschte sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) mit Vertretern des Kreisverbands des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA zur aktuellen Situation im Tourismusbereich aus. Am Gespräch nahmen neben weiteren DEHOGA-Mitgliedern der Kreisvorsitzende Andreas Helmer und Kreis-Kassiererin Bettina Ziegerer, sowie Kur- und Tourismusdirektor Florian Hoffrohne von der Gemeinde Schwangau teil. Schwerpunktthemen waren Fachkräftemangel und Personalnot, Inflation und Kostensteigerungen sowie die Forderung der DEHOGA den gesenkten Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auf Speisen auch nach dem 31. Dezember 2023 beizubehalten.  

„Das Ostallgäu hat einen reichen Schatz unfassbar attraktiver Reiseziele. Die heimische Tourismuswirtschaft macht unsere Region zum Besuchermagnet für Gäste rund um den Globus. Zugleich gilt es, die enormen Herausforderungen wie Kostensteigerungen, Mitarbeitermangel, überbordende Bürokratie und Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu bewältigen“, so Stracke zum Auftakt des Gesprächs.  

Der Abgeordnete hatte den wirtschaftspolitischen Austausch initiiert, um „dem Hotel- und Gaststättenverband gerade jetzt zur Hauptsaison den Puls zu fühlen“. Stracke, der als arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag die damit verbundenen Themen besonders im Blick hat, bat insbesondere um Darstellung, welche Weichen von den Betrieben und von der Politik gestellt werden müssen, um sicher in die Zukunft zu kommen.  

Wie im Gespräch rasch deutlich wurde, ist die dauerhafte Absenkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent auf Speisen das vordringlichste Anliegen der Branche. Die CSU hatte die Ermäßigung während der Corona-Pandemie durchgesetzt. Derzeit gilt diese befristet bis zum 31. Dezember 2023. Sie habe geholfen, höhere Lohnkosten abzufangen und auch mit Blick auf das benachbarte Tirol und seine niedrigeren Steuersätze konkurrenzfähig zu bleiben, betonten die Ostallgäuer Wirte und Hoteliers. Stracke verwies darauf, dass sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion klar für eine Beibehaltung des ermäßigten Umsatzsteuersatzes auf Speisen in der Gastronomie einsetze. Allerdings habe die Ampel am 21. Juni einen entsprechenden Gesetzesentwurf der CDU/CSU-Fraktion abgelehnt. Dafür habe er kein Verständnis, betonte er. „Die Rücknahme einer Steuerermäßigung ist auch eine Steuererhöhung. Wir müssen unserer heimischen Gastronomie den Rücken stärken, statt ihr Knüppel zwischen die Beine werfen“, machte Stracke deutlich.  

Angesprochen auf die Gästezahlen, berichtete der Schwangauer Kur- und Tourismusdirektor Florian Hoffrohne, dass diese sich 2023 wieder erholt hätten. Insbesondere die Betriebe, die baulich investiert haben, profitieren jetzt und seien gut ausgelastet. In der Pandemie sei „Urlaub im eigenen Land“ wieder attraktiv geworden. Auch vor dem Hintergrund des Klimawandels gewinne das Ostallgäu als Urlaubsziel mit eher gemäßigten Temperaturen an Bedeutung.  

Eine Trendwende habe die Bayerische Schlösserverwaltung in diesem Jahr eingeläutet und die Ticketzahlen auf Schloss Neuschwanstein drastisch um 50 Prozent reduziert. Dies wolle man langfristig so beibehalten. Mit dieser Maßnahme wolle man einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung der Exponate leisten, denn das Schloss und seine Ausstellungsstücke leiden unter der Masse der Besucher. Vor der Pandemie waren es 1,4 Millionen Menschen, die jährlich König Ludwigs Märchenschloss besuchten. Natürlich habe diese Reduzierung zwei Seiten. So seien die Auswirkungen auf den Tagestourismus erheblich, die beispielsweise die Gastronomie oder Andenkenläden massiv zu spüren bekämen.  

Sorgentreiber der Branche bliebe neben den hohen Energiepreisen und der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der flächendeckende Arbeitskräftemangel. Im Ostallgäu erschwere die Nähe zu Österreich die Akquise von Mitarbeitern zusätzlich. Das Nachbarland sei komplett auf Tourismus ausgelegt und biete den hier tätigen Arbeitskräften häufig attraktivere Rahmenbedingungen. Während das Allgäu als Hochpreisregion mit sehr knappem Wohnungsmarkt gelte, würde beispielsweise in Österreich der Bau von Mitarbeiterwohnraum mit 30 Prozent vom Staat subventioniert. „Wir brauchen hier in Deutschland bessere steuerliche Rahmenbedingungen“, so das Fazit der DEHOGA-Runde. Die Integration ausländischer Arbeitskräfte sei ein Beitrag zur Lösung des Arbeitskräftemangels. Bislang entscheide das „beste Telefonverzeichnis“ über die Gewinnung von ausländischen Arbeitskräften. Stracke unterstrich, dass schnelle, unbürokratische Verfahren entscheidend seien. „Davon sind die Auslandsvertretungen noch meilenweit entfernt. Daher ist es gut, dass der Freistaat Bayern mit eigenen Büros auf dem Westbalkan versuche, die Verfahren erheblich zu beschleunigen“, so der Abgeordnete.  

Stracke sagte zu, sich weiterhin für das Gastgewerbe und die Tourismusbranche stark zu machen. „Wir brauchen eine gute und moderne Infrastruktur, wettbewerbsfähige Hotels, Reiseanbieter und gastronomische Betriebe. Damit der Tourismusstandort Allgäu konkurrenzfähig bleibt, muss die Bundesregierung die notwendigen Voraussetzungen dazu schaffen. Die Beschäftigten in der Branche verdienen es“, unterstrich der Abgeordnete abschließend.