Professionelle Hilfe für den gelungenen Start in ein neues Leben

Berlin/Legau - Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) tauschte sich bei einem Besuch in der Fachklinik der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für suchtmittelabhängige Frauen mit deren Therapeutischem Leiter Thomas Richter, AWO-Bezirkspräsidentin Brigitte Protschka, AWO-Vorstandssekretär Wolfgang Kolenda und Gavril Molna, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, aus. Schwerpunktthemen waren dabei unter anderem die Sicherung der auskömmlichen Finanzierung der Einrichtung auch in Zeiten enormer Kostensteigerungen und die Finanzierung therapiebegleitender Kinderbetreuung und -behandlung.  

"Die Abhängigkeit von Suchtmitteln hat - auch verstärkt durch die Pandemie und die durch sie notwendig gewordenen Einschränkungen - quer durch alle Gesellschaftsschichten zugenommen. Deshalb brauchen wir innovative und moderne Unterstützungs- und Hilfeangebote. Menschen mit Suchtmittelabhängigkeit dürfen sich nicht ausgegrenzt fühlen, denn die Angst vor Stigmatisierung trägt dazu bei, dass Betroffene und ihre Familien Probleme nicht offen ansprechen und keine oder erst spät Hilfe in Anspruch nehmen", so Stracke zum Auftakt des Gesprächs. Einrichtungen wie die Fachklinik in Legau mit dem angeschlossenen Mutter-Kind-Haus legten mit ihrem ganz besonderen Konzept den Grundstein, um den Teufelskreis der Abhängigkeit zu durchbrechen. Wie groß die Bandbreite der Leistungen in der Klinik ist, zeigte das Team beim Rundgang durch das Haus.  

Die Fachklinik zur stationären Entwöhnung suchtmittelabhängiger Frauen zwischen 21 und 65 Jahren bietet insgesamt 30 Behandlungsplätze, davon zehn für Mütter mit Kindern. Gerade die Entwöhnungsbehandlung mit Kind sei seit Jahrzehnten in der Legauer Klinik ein integriertes und therapeutisch sinnvolles Konzept, teilte Richter mit. Die AWO-Fachklinik im Allgäu ist damit eine von nur insgesamt drei solcher Einrichtungen in ganz Bayern, der Bedarf an Mutter-Kind-Plätzen ungebrochen hoch. Wie das Klinikteam berichtete, wirkt die Nähe zu den Kindern für die Patientinnen zusätzlich motivierend, von der Sucht loszukommen. Ferner reflektieren sie so bereits während der Therapie ihre Mutterrolle. Zur Entlastung der Mütter kümmern sich erfahrene Erzieherinnen in der hauseigenen Krabbelgruppe und im Kindergarten um die Jüngsten. Schulkinder bis zwölf Jahre werden an den umliegenden Schulen für die Zeit der Therapie unterrichtet. Die Mütter teilen sich mit ihrem Kind ein Zimmer. Drei bis vier Frauen bilden jeweils eine Wohngruppe mit eigenem Wohn- und Esszimmer, Küche, Bad. Unter Anleitung wird gemeinsam gekocht und der Alltag erprobt. Insgesamt acht solcher Wohngruppen gibt es in der Legauer Klinik.  

Insbesondere mit Blick das Mutter-Kind-Konzept wünschten sich Richter und Protschka eine bessere Finanzierung der Kinderbetreuung und -behandlung. Gerade die Kinder eines abhängigen Elternteils hätten aufgrund der häufig traumatisierenden Alltagssituationen gelernt, nur noch zu funktionieren und dürften nicht mehr Kind sein, führten sie aus. Das Gefühl der Hilflosigkeit und des Alleingelassenseins präge oftmals ihren Alltag, ebenso wie traumatisierende Ängste und Sorgen. Bisher erhält die Klinik für die aufgenommenen Begleitkinder suchtkranker Mütter jedoch nur den so genannten "Haushaltshilfesatz". Der reiche bei weitem nicht aus, denn damit könne die häufig notwendige Therapie der Begleitkinder keinesfalls finanziert werden, betonte Richter. Es stünden lediglich Erzieher, aber keine Therapeuten für die Begleitkinder im Hause zur Verfügung. Hier müsse auch im Sinne der Prävention nachgeschärft werden, waren sich die Gesprächspartner einig.  

Rund vier Monate bleiben die Frauen in der Therapie in Legau. Ziel ist es, ihnen den Start in ein neues Leben ohne Sucht zu ermöglichen. Kritisch mit Blick auf Rückfälligkeit bleibe die Zeit nach der Reha, waren sich alle einig. Vieles werde im Anschluss durch ehrenamtliche Einrichtungen wie Selbsthilfegruppen aufgefangen. Auch der Wiedereinstieg ins Arbeitsleben gestalte sich vielfach schwierig. Stracke als arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sprach sich hier deutlich für ein früheres Einbeziehen der Agentur für Arbeit aus, am besten bereits beratend in der Zeit der Reha. „Es gilt die Weichen für die Zukunft gut und klug zu stellen. Dann gelingt es, den Teufelskreis der Sucht zu durchbrechen. Die AWO-Fachklinik mit ihrem stimmigen Konzept ist der richtige Ort für einen Neubeginn“, so der Abgeordnete abschließend.