Jährlich werden bis zu 850 Tiere vermittelt – Futterkosten und Inflation bereiten Sorge

Memmingen/München/Berlin – Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke besuchte gemeinsam mit Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek MdL (beide CSU) das Tierheim in Memmingen. Die beiden Politiker tauschten sich mit dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins Memmingen und Umgebung e.V. Wolfgang Courage sowie dessen Stellvertreter Heinz Wilke, Schatzmeisterin Silke Schunter und Tierheimleiterin Jennifer Gebhardt aus. Im Zentrum des Gesprächs stand die finanzielle Lage des Tierheims, die seit der Pandemie deutlich herausfordernder geworden ist.  

Courage hatte sich im Vorfeld des Gesprächs an Stracke und Holetschek gewandt und beide Politiker mit Blick auf die Haushaltsentwicklung des Tierschutzvereins um Unterstützung gebeten. Stracke hatte aus diesem Grund den Austausch zusammen mit dem Gesundheitsminister organisiert. Gemeinsam wolle man sich vor Ort ein Bild der Lage machen, erklärten Stracke und Holetschek zum Auftakt des Gesprächs.  

33 Gemeinden inklusive der kreisfreien Stadt Memmingen gehören zum Einzugsgebiet des Tierheims. Tiere in Not finden hier eine vorübergehende Unterkunft. So können Tierheimleiterin Jennifer Gebhardt und ihre Mitarbeiterinnen knapp 30 Hunde, 60 Katzen, und im 2005 neu gebauten Kleintierhaus auch Schildkröten, Vögel, Mäuse, Ratten, Kaninchen, Meerschweinchen und andere Kleintiere unterbringen. Im Außenbereich findet sich aktuell eine bunte Hühnerschar, Enten und ein Rostgänsepaar. Zur Erstversorgung werden in Memmingen auch Wildtiere aufgenommen, die anschließend an eine Wildtierstation weitergeleitet werden. Wie das Team um Gebhardt und Courage berichteten, liegen die Belegungszahlen häufig darüber, da eine große Anzahl Tiere Hilfe bedarf. „Insgesamt vermitteln wir jedes Jahr bis zu 850 Tiere“, teilte Courage mit. Seit 2022 beschäftige die Kostensteigerung aufgrund von Inflation und Ukrainekrieg die Verantwortlichen, schilderte er. „Futterkosten haben sich verdoppelt. Aufgrund der seit 2023 bestehenden neuen Gebührenordnung schlagen auch Tierarztkosten teils mit einer Verdreifachung des Preises besorgniserregend zu Buche“, so das Tierheimteam. Dies führe insgesamt zu einem Jahresminus von bis zu 200.000 Euro. Vielfach könne die Kostensteigerung durch den Beitrag der Gemeinden im Einzugsgebiet des Tierheims abgefedert werden. Bedauerlicherweise ließe sich hier jedoch keine einheitliche Regelung finden, welche Pauschalbeträge Städte und Gemeinden zahlten. Viele Gemeinden haben den vor Jahren festgelegten Pauschalbetrag von einem Euro pro Einwohner noch nicht erhöht. Zudem gebe es die eine oder andere Gemeinde, die noch offene Forderungen des Tierheims vor sich herschiebe. Auch der Landkreis Unterallgäu zeige sich derzeit eher zurückhaltend, was seine Spendenbereitschaft angehe. 700 Euro habe er 2022 dem Tierheim zukommen lassen.  

Tatsächlich sei die Finanzierung der Tierheime und vergleichbarer Einrichtungen des Tierschutzes keine Angelegenheit des Bundes, sondern vielmehr Sache der Kommunen vor Ort, betonten Stracke und Holetschek. Gleichwohl gelte es Landkreis und Gemeinden stärker für die bestehende schwierige Situation zu sensibilisieren. „Gerade jetzt kommen auf die Tierheime in ganz Deutschland enorme Zusatzbelastungen zu. Die im heutigen Gespräch dargestellten Rahmenbedingungen wie steigende Kosten sowie nachlassende Spendenbereitschaft fügen sich zu einem Krisenmix, der die Erhöhung der Pauschalbeiträge unausweichlich macht“, betonten die beiden Politiker. Sie sagten zu, gerne zwischen dem Tierheim und den Gemeinden zu vermitteln und sich weiter nach möglichen Förderkulissen umzusehen.  

Beim Rundgang durch die Anlage „Am Vogelsbrunnen“ in Memmingen zeigten sich Stracke und Holetschek begeistert von dem großen Engagement, mit dem die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter die Betreuung der Tiere leisten.