"Der Waldumbau braucht Zeit!"

Ostallgäu/Berlin - Der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke traf sich gemeinsam mit den beiden Landtagskandidaten Peter Wachler und Benjamin Schick (alle CSU) mit Waldbesitzern und Forstbetriebsgemeinschaften aus Kaufbeuren, Marktoberdorf und Füssen zu einem Waldrundgang bei Untergermaringen. Im Mittelpunkt des fachlichen Austausches, der von Norbert Fischer, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Kaufbeuren, sowie deren erster Vorsitzender Karlheinz Sobek auf Initiative des Abgeordneten organisiert worden war, stand der Waldumbau vor dem Hintergrund des sich ändernden Klimas sowie die politischen Weichen, die jetzt gestellt werden müssen.  

"Die Auswirkungen des Klimawandels sind in unseren Wäldern inzwischen für jedermann zu sehen. Hitze und Stürme stellen die Forstwirtschaft vor große Herausforderungen", so Stracke zum Auftakt des Gesprächs. Für ihn sei es deshalb wichtig, aus erster Hand zu erfahren, wie es den Wäldern in der Region, aber auch den Waldbesitzern und Forstbetriebsgemeinschaften geht und wie weit der Waldumbau im Ostallgäu bereits vorangeschritten sei.  

Wie die Geschäftsführer und Vorstände der teilnehmenden Forstbetriebsgemeinschaften beim Spaziergang über den Waldumbau-Parcours am Georgiberg berichteten, sind es insbesondere die Fichtenreinbestände, die vor besonderen Schwierigkeiten stehen, da ihr Wurzelsystem nur flach ausgeprägt ist. Dies führt einerseits dazu, dass sie stark auf regelmäßige Niederschläge angewiesen sind. Andererseits mangelt es den Bäumen bei Sturm an ausreichendem Halt im Boden. Die Konsequenzen sind Trockenschäden und vermehrte Sturmschäden durch Windwürfe, wie sie gerade nach dem jüngsten Sturmtief Nikolaus auch in der Region vielfach zu sehen waren. Dennoch werde die Fichte, traditionell der Brotbaum in unserer immer noch niederschlagsreichen Region, keineswegs gänzlich aus der Fläche verschwinden. Fichtenreinbestände sollen aber durch Beimischung anderer Baumarten resistenter und gesünder werden. Mit Blick darauf werde ein durchdachter Waldumbau besonders wichtig. Dieser sei jedoch kein Kurzstreckenlauf, sondern brauche Zeit. Es müsse nicht in Jahren, sondern vielmehr in Generationen gedacht werden.  

Im "Arboretum", einem eingezäunten Bereich mit seltenen heimischen und mediterranen Baumarten wird erprobt, welche Bäume den neuen Anforderungen des Klimas besonders gerecht werden. "Eine praktische Hilfe für Waldbesitzer auf dem Weg zum zukunftsfähigen und klimaresistenten Mischwald", betonte Forstdirektor Stephan Kleiner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kaufbeuren. Mehr Lichtkegel in den Beständen, ein Boden von guter Qualität mit der Möglichkeit, dass sich hier die nächste Baumgeneration durch Naturverjüngung selbst aussät, seien weitere Eckpunkte des Waldumbaus. Waldbesitzer hätten den großen Vorteil, dass sie sich durch die Fachleute der Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) umfassend kostenlos beraten lassen können. Die FBGs und die Bayerische Forstverwaltung arbeiten dabei Hand in Hand und stimmen sich regelmäßig ab, wie Kleiner erklärte.  

Aber auch den FBGs bereite der Fachkräftemangel zunehmend Sorge. So sei kaum Nachwuchs für die Arbeit im Forst zu gewinnen, vor allem, da die metallverarbeitende Industrie Mitarbeitern deutlich besser entlohne, wandere der ausbildungswillige Nachwuchs eher in diese Branchen ab. Gerade aber die Berufe in Forst- und Landwirtschaft benötigten engagierte und fachkundige Leute.   Dass das von den Grünen beabsichtigte Verbot von Pelletheizungen durch die CDU/CSU-Fraktion von der Oppositionsbank aus verhindert werden konnte, lobten die FBGs im Gespräch ausdrücklich. Wenig Verständnis zeigten sie dafür, dass der grüne Bundeswirtschaftsminister ausgerechnet klimafreundliche Technologien wie Holz- und Pelletheizungen von der Nutzung ausschließen wollte. "Ohne den nachwachsenden Rohstoff Holz kann der Umstieg zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung nicht gelingen", machte Stracke deutlich und bedauerte, dass mit solchen Ideen Verbraucher und Waldbauern unnötig von der Ampel in Berlin verunsichert werden.  

Kummer mache den Waldbesitzern darüber hinaus das von Bundeslandwirtschafts- und Bundesumweltministerium vorgelegte Konzept für die "Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement". Während die 2020 von der unionsgeführten Bundesregierung aufgelegte Waldprämie den Waldbesitzern sehr schnell und einfach Unterstützung gewährt hatte, stoßen die Vorschläge der beiden Ministerien bei den Fachleuten auf Unverständnis, wie in der Diskussion deutlich wurde. Einig waren sich die Gesprächspartner, dass dieses Konzept rein ideologisch geprägt und fernab der Realität sei. "Das beabsichtigte Ziel eines Stilllegens des Waldes können wir uns schlicht nicht leisten", betonten die Fachleute der FBGs. Waldflächen stillzulegen, bedeute Stillstand für Umwelt- und Klimaschutz, einen Stopp für den Waldumbau und öffne Schädlingen wie dem Borkenkäfer nach Sturmereignissen Tür und Tor. Schlussendlich führe das Stilllegen großer Waldflächen zu neuen Abhängigkeiten beim Holzimport. Der nachhaltig bewirtschaftete Wald sei dagegen Voraussetzung für den notwendigen klimastabilen Waldumbau, erklärten die Forstbetriebler.  

"Die Bundesregierung ist aufgefordert, sich endlich zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung zu bekennen und die Fördermaßnahmen danach auszurichten. Nur so kann das CO2-Speicherpotenzial unserer Wälder vollends ausgeschöpft werden. Eine Stilllegung von Flächen bedeutet einen Eingriff ins Eigentum und bringt nichts außer zusätzliche Risiken bei Extremwetterereignissen", stellte Stracke abschließend klar.