Starke Sprüche und eine Premiere
Hohenschwangau - Mit Saugglocke
und grauem Kittel trat „Hausmeister“
Walter Sirch auf die Bühne im
Schlossbräustüberl in Hohenschwangau.
Verwirrt schaute er
vom Podium auf die etwa 150 geladenen
Gäste und fragte: „Was wellat
dir denn alle do?“ Der Fastenprediger
aus Sulzschneid blickte
auf die erste Reihe der Zuhörer, wo
unter anderem Vertreter aus der
Führungsspitze der Althoff-Gruppe
saßen. Zu dem Unternehmen
gehört das Ameron Hotel in Hohenschwangau.
An sie gerichtet
sagte Sirch: „Ah, es sind ja auch
Gäste aus Köln da“, und fragte:
„Haben wir einen Simultan-Übersetzer
da?“ Dann versuchte er, die
Besucher aus Nordrhein-Westfalen
auf Kölsch zu begrüßen: „Meen
Gott, dit kann ja witzisch werden.“
Spätestens da erntete Sirch die ersten
Lacher im Saal.
Der Sulzschneider war am
Dienstagabend bei der Neuauflage
des Starkbieranstichs im Schlossbräustüberl
fürs zünftige Derblecken
zuständig. Zuletzt fand die
Veranstaltung vor sechs Jahren
statt, sagte Razvan Tiberius Kefer,
General Manager im Ameron, bei
der Begrüßung. Zudem gab es heuer
eine Premiere: Denn zum ersten
Mal waren Wittelsbacher Ausgleichsfonds
(WAF), die König
Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg
und das Ameron Hotel gemeinsam
Veranstalter des Anstichs.
Mit dabei war auch wieder
Luitpold Prinz von Bayern, der in
seiner kurzen Ansprache die Politik
der Bundesregierung aufs Korn
nahm. So meinte er in Anspielung
auf die in Berlin geplante Legalisierung
von Cannabis, dass es im
nächsten Jahr vielleicht ein „Starkcannabisfest“
geben werde, wenn
die Ampel so weitermache. Ernstere
Töne schlug er an, als er von einem
befreundeten Wirt erzählte,
der ein Schild an seiner Haustüre
habe mit der Aufschrift: „Ein Volk,
das seine Wirte verhungern lässt,
ist es nicht wert, eine Nation zu
sein.“ Kräftiger Applaus folgte.
Für noch mehr launige Sprüche
war an dem Abend neben der Kabarettistin
Franziska Wanninger
aber vor allem Walter Sirch zuständig.
Suchend wanderte sein
Blick durchs Publikum. Er fragte:
„Wo sitzt denn der Max?“ Gemeint
war Füssens Rathauschef Maximilian
Eichstetter. Als er per Zuruf
aus dem Publikum erfuhr, dass der
Bürgermeister parallel die Stadtratssitzung
leitete, fragte er ungläubig:
„Ja, wie gibt’s denn des?
Ich hätt den Max heut’ gebraucht.“
Als er den grinsenden Schwangauer
Rathauschef Stefan Rinke in der
ersten Reihe sah, rief er dem
prompt zu: „Stefan, du brauchsch
gar it so lacha, du hosch oh a paar
Leicha im Keller, gell.“ Sirch verwies
etwa auf die Colomanstraße,
wo sich die Bauarbeiten massiv
verzögert hatten und den Verkehr
in der Sommer-Hochsaison behinderten,
weil mutmaßlich entwendeter
Kies aus Füssen im Wasserschutzgebiet
verbaut worden war
(wir berichteten). Sirch schob hinterher:
„I hätt deana glei saga könne:
Aus Fiasse isch no nie was
G’scheits komma.“ Sirch sprach
auch die Pöllatschlucht an: „Irgendwann
muaß ma doch do wieder
durchloffe könne“, sagte er unter
Beifall.
Auch Seeg vergaß er in seiner
Rede nicht: Angesichts des dortigen
Bürgermeisters, der immer
noch in Haft sitzt, fragte er sich,
wer denn künftig Rathauschef sein
werde. „Ich mach’s nicht“, rief Ex-
Bundesfinanzminister Theo Waigel
unter lautem Gelächter. Waigel
rief hinterher, es gebe doch einen
zweiten Bürgermeister. Sirch antwortete:
„Des isch doch so: Chappi
isch für den Hund und der zwoate
Bürgermoaschter für d’ Katz.“ Für
diesen Satz erntete der Sulzschneider
die lautesten Lacher und kräftigen
Applaus.
Vor allem knöpfte er sich aber in
seiner Fastenpredigt Marco Cattaneo
vom WAF in Hohenschwangau
vor, den er mehrmals erwähnte.
Schon bei der Aussprache des
Nachnamens haperte es: „Catta ...
Cattatanjo, des klingt wie ein italienisches
Nudelgericht mit Meeresfrüchten.
Ich hab ihm direkt das
Du angeboten: Marco kann man
eher aussprechen.“ Dem Hinweis,
dass Cattaneo ja Halbitaliener sei,
schob er schmunzelnd hinterher:
„Aber gut, sein Vorgänger Albert
Aulinger ist auch kein Deutscher,
der kommt aus der Pfalz.“
Im Laufe seiner Rede wandte
sich Sirch auch wieder den eingangs
begrüßten Gästen aus Köln
zu. Denen erklärte er in Sachen
Derblecken, wie Betroffene damit
umzugehen haben: „Da ist man
nicht beleidigt, sondern höchstens
enttäuscht, wenn man nicht dran
kommt.“