Routine vor „Richtungsentscheidung“

Buchloe/Ostallgäu - „Unter besonderen Umständen“ hielt die Ostallgäuer CSU ihre Kreisvertreterversammlung ab. Zwar meinte die wiedergewählte Kreisvorsitzende Angelika Schorer damit vor allem, dass die Zusammenkunft der Vertreter der 45 Ortsverbände der Partei im Landkreis und in der Stadt Kaufbeuren coronabedingt zu einem ungewohnten Zeitpunkt stattfand; auch der Veranstaltungsort, die Buchloer Schwabenhalle, die ansonsten für Viehauktionen genutzt wird, war außergewöhnlich. Für „besondere Umstände“ sorgten aber vor allem die anstehende Bundestagswahl und die eher mauen Umfrageergebnisse der Christsozialen.

Die Stimmung unter den im weiten Rund der Halle pandemiegerecht verteilten Delegierten wirkte auf den ersten Blick entspannt. Stephan Stracke, wieder Direktkandidat der Christsozialen für den Bundestag, hatte einen lebensgroßen Pappkameraden von sich mitgebracht und verteilte feixend Wahlprospekte. Auch die Gastrednerin, die bayerische Landtagspräsidentin Ilse Aigner, ging immer wieder mit humorvollen und lockeren Zwischenbemerkungen auf die aktuellen Themen der Politik und des Wahlkampfs ein – zu allererst natürlich auf Corona. Die Pandemie sei in Deutschland „besser überstanden“ worden als anderswo. Die schnelle Unterstützung der Unternehmen habe aber Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz durch immer neue Vorgaben verzögert. Die Sozialdemokraten seien es auch, die den coronabedingt hohen Schuldenstand zur Dauereinrichtung machen wollten und mit ihren Vermögenssteuerplänen eine „Neiddebatte“ auslösten. Die Grünen wollten Klimaschutz allein durch Verbote und Bevormundung erreichen, und selbst der CSU-Koalitionspartner in Bayern kam nicht ungeschoren davon: Die Freien Wähler blieben auf Bundesebene bedeutungslos, prophezeite Aigner. Erst am Ende ihrer Rede kam sie auf die Umfrageergebnisse der Christsozialen zu sprechen, „die uns übrigens momentan auch nicht gefallen“. Deshalb appellierte sie an die Ostallgäuer Parteifreunde, alles für ein „Bombenergebnis“ für Stephan Stracke zu tun: „Wahlkampf kommt von kämpfen!“