Ist die Rente noch solide finanziert?

Augsburg/Berlin - Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Mit einem einmaligen Zuschuss von zehn Milliarden Euro wollen Sozialdemokraten, Grüne und Liberale einen Systemwechsel in der gesetzlichen Rentenversicherung einleiten und sie unabhängiger von konjunkturellen Risiken und demografischen Verwerfungen machen. In Zukunft, so der Gedanke dahinter, sollen die Altersgelder für die gegenwärtig rund 21 Millionen Rentner nicht nur aus den Beiträgen der Beschäftigten und dem jährlichen Steuerzuschuss finanziert werden, sondern auch mithilfe der Börse – nämlich aus den Erträgen, die ein vom Bund geschaffener Kapitalstock abwirft.

So weit die Theorie. In der Praxis sieht der von den Ampelparteien geplante Systemwechsel nicht ganz so historisch aus, wie es scheinen soll. Einmal angenommen, der neue Kapitalstock von zehn Milliarden Euro würde vier Prozent Rendite abwerfen – dann erhielte die Rentenversicherung jedes Jahr 400 Millionen Euro. Oder, anders gerechnet: Knapp 20 Euro für jede Rentnerin und jeden Rentner. Der gleiche Effekt ließe sich auch erzielen, indem der Bund 400 Millionen Euro direkt an die Rentenkasse überweist. Mehr als ein „Feigenblatt“, betont der CSU-Sozialexperte Stephan Stracke, seien die zehn Milliarden also nicht. „Damit bewegt man gar nichts.“ Um die gesetzliche Rente auf ein drittes Bein neben den Beiträgen und den Steuermitteln zu stellen, ist nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ein Kapitalstock im dreistelligen Milliardenbereich nötig, dessen Aufbau Jahrzehnte dauern würde.