Eine verfahrene Situation?

Ein konstantes Rauschen – je nach Windlage mal lauter, mal leiser, aber fast rund um die Uhr deutlich hörbar: Der Verkehrslärm, der von der A 96 zwischen den Anschlussstellen Buchloe-West und Buchloe-Ost in die Gennachstadt dringt, ist ein Thema, das die Bürgerinnen und Bürger umtreibt. Bereits seit einigen Jahren setzt sich etwa die Unabhängige Bürgerinitiative (UBI) für eine Geschwindigkeitsreduzierung im betreffenden Abschnitt ein – auch weil der Krach den Wohnbau südlich der Lindenberger Straße verhindert, wie zuletzt bei der Präsentation des neuen Vorentwurfs für den Buchloer Flächennutzungsplan deutlich wurde.

Weiterer Schallschutz müsste also her. Eine Möglichkeit wäre der Bau eines höheren und breiteten Schutzwalls – im Rahmen einer sogenannte Lärmsanierung. Zuständig für Prüfung über bauliche Eingriffe in die bestehende Struktur entlang der A 96 ist laut Bürgermeister Robert Pöschl die Außenstelle der Autobahn GmbH des Bundes in Kempten. Um ein solches Projekt in die Wege zu leiten, sei eine Vereinbarung zwischen der Behörde und der Stadt Buchloe erforderlich.

Weil geltende Grenzwerte zur Lärmbelastung der Anwohner derzeit laut Bundesamt, „wenn überhaupt, dann nur im Einzelfall“ gerissen werden, habe die Autobahngesellschaft den Bereich für eine detaillierte Betrachtung allerdings nicht priorisiert, teilt der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke unserer Redaktion auf Nachfrage mit. Darüber hinaus würde ein größerer Lärmschutzwall allein nicht genügen, um im Bereich rund um die Kita Gennachspatzen künftig Wohnungsbau möglich zu machen, wie Pöschl verdeutlicht: „In der Nachtzeit können nach einer schalltechnischen Untersuchung die notwendigen Werte nicht eingehalten werden, selbst wenn die Lärmschutzwälle auf zehn Meter und die Lärmschutzwände auf den Brücken auf fünf Meter erhöht werden und gleichzeitig noch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der A 96 auf 100 Stundenkilometer vorgenommen wird.“

Eine Messung aus dem Jahr 2017 habe für den Bereich zwischen A 96 und dem Buchloer Stadtrand Tageswerte zwischen 57 bis 61 Dezibel ergeben, die von der Autobahn herrühren; die Nachtwerte lagen laut Pöschl zwischen 51 und 55 Dezibel. Die festgesetzten Orientierungswerte, die nicht überschritten werden durften, betrugen hingegen tagsüber 59 und nachts 49 Dezibel. Das bedeutet: „Am Tag wurden die Lärmschutzwerte in weiten Teilen des Plangebiets eingehalten, bei Nacht deutlich nicht mehr.“ In der Tat also eine verfahrene Situation: Denn der A 96-Krach ist demnach zu laut für neue Wohnungen – und nicht laut genug, als dass er weitere Lärmschutzmaßnahmen für die bestehende Bebauung notwendig macht. Mit seinen Ausführungen knüpft der Bürgermeister an eine Forderung an, die in Buchloe in den vergangenen Jahren immer wieder laut wurde: die nach einer Temporeduzierung. Andernorts – etwa bei Landsberg und Höhe München – gibt es die schon. Warum nicht also auch in Buchloe? Eine Geschwindigkeitsbeschränkung dürfe nur angeordnet werden, wenn eine Gefahrenlage besteht, schildert Stracke. „Sei es mit Blick auf die Sicherheit und Ordnung des Verkehrs oder mit Blick auf den Schutz der Anwohner vor übermäßigem Verkehrslärm.“ Weil jedoch die rechtlichen Grenzwerte für die bestehenden Häuser im Süden Buchloes eingehalten werden und der betreffende Autobahnabschnitt seiner Kenntnis nach kein Unfallschwerpunkt sei, liegt eine Temporeduzierung auf Eis.

Wenngleich der rechtliche Rahmen ausgeschöpft scheint, wollen die Verantwortlichen das Vorhaben nicht aus den Augen verlieren, schließlich „geht es um den Schutz unserer Anwohner“, so Pöschl. Daher stehe er im Austausch mit Landtags- und Bundestagsabgeordneten, um das Projekt voranzutreiben. „Sich politisch einzusetzen, lohnt sich allemal“, gibt sich der Bürgermeister optimistisch. Stracke ergänzt: „Lärmschutz ist immer auch Gesundheitsschutz.“ Daher habe er Tobias Ehrmann, den Leiter der Kemptener Autobahngesellschaft gebeten, zu prüfen, inwiefern eine Lärmsanierung bei Buchloe bald infrage kommt. Zudem wurde dem Allgäuer Bundestagsabgeordneten zufolge erwirkt, dass auf der A 96 bei Sanierungsarbeiten ein Lärm mindernder Fahrbahnbelag eingebaut wurde.