Die Odyssee einer Vereinsfahne

Bidingen - Mit einem Festgottesdienst und Festakt hat die Soldaten- und Kriegerkameradschaft Bidingen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Ungewöhnlicherweise besitzt der Verein zwei Vereinsfahnen, die den Festzug anführten. Nach dem von der Musikkapelle Bidingen musikalisch gestalteten Festgottesdienst mit Pater Jakob wurde den Gefallenen und Vermissten der Weltkriege am Kriegerdenkmal gedacht.

Angeführt von der Musikkapelle Bidingen zog der Festzug zusammen mit den 13 Fahnenabordnungen und den Gästen zur Mehrzweckhalle. Beim Festakt erinnerte Vorsitzender Hermann Prielmann an die Gründung und Geschichte des Vereins. Nach Beendigung des Frankreichfeldzuges gründeten Heimkehrer im Mai 1872 den Veteranen- und Kriegerverein und errichteten bei der Dorflinde ein Kriegerdenkmal. Dieses wurde später an die Ostseite der Kirche verlegt. Die erste Vereinsfahne aus dem Jahr 1875 wurde dem letzten Kriegsteilnehmer aus dem Deutsch-Französischen Krieg auf den Sarg gelegt und mit ins Grab gegeben. Im Jahr 1932 wurde durch Spenden wieder eine Vereinsfahne angeschafft, die aber im Jahr 1945 spurlos verschwand. 1950 nahm der Verein seine Tätigkeit wieder auf und zählte 179 Mitglieder. Spenden ermöglichten 1953 den Kauf einer neuen Fahne, deren Anschaffungskosten 1853 Mark betrug. Ab 1960 wurden auch gediente Bundeswehrsoldaten und Reservisten in den Verein mit aufgenommen.

Die Feier des Veteranenjahrtages und das Geleit der Fahnenabordnung bei Beerdigungen und Festen seien stets eine Mahnung, die Schrecken des Krieges nicht zu vergessen und dem Frieden zu dienen, so Prielmann. Völlig unerwartet tauchte die seit fast 70 Jahren verschwundene Vereinsfahne im Jahre 2012 wieder auf. Aufmerksame Bidinger entdeckten die Fahne im Internet auf einer Versteigerungsplattform. Ein Amerikaner bot sie zum Kauf an und nach einigen Verhandlungen konnte sie vom Verein zurückerworben werden. Die Heimkehr der gut erhaltenen Fahne wurde daraufhin mit einem Dorffest 2013 gefeiert.

Zurzeit besteht der Verein aus 101 Mitgliedern, darunter als Ehrenmitglied der letzte Kriegsteilnehmer, Otto Guggenmos. Bürgermeister Franz Martin und Bundestagsabgeordneter Stephan Stracke betonten in ihren Grußworten die Wichtigkeit der Veteranenvereine als Mahner für den Frieden.

Vorsitzender Prielmann beklagte den Rückgang der Mitgliederzahl. Deshalb werde vermutlich bald eine Diskussion darüber geführt werden müssen, wie es mit dem Verein weitergeht. Eine schwierige Entscheidung steht somit an.