Deftiges bei der CSU

Der eigentliche Frohsinn beginnt bei den Parteien ja oftmals erst am Aschermittwoch. Denn in der Fastenzeit sind Starkbieranstiche mit Derbleck’n, allen voran der Nockherberg, angesagt. Bei der CSU Kaufbeuren gibt es dafür jetzt eine Steilvorlage. Ein anonymer Insider hat sich offenbar seinen ganzen Frust über den Ortsverband von der Seele geschrieben und an Parteifunktionäre, Stadträte und anscheinend auch an Unternehmen verschickt. Mit der vom großen Vorsitzenden Markus Söder einst ausgegebenen Devise, die Partei müsse jünger und weiblicher werden, scheint der Anonymus wenig anfangen zu können.

Sein Fett ab kriegt vor allem der Ortsvorsitzende Stephan Stracke, der es vehement unterstützt haben soll, dass eine junge Frau wie Julia von Stillfried bei der Stadtratswahl einen so guten Listenplatz erhielt, dass sie jetzt tatsächlich in dem Gremium mitarbeiten darf. Nicht geschafft hat es Stracke hingegen, dass ein Kaufbeurer als Direktkandidat für die Partei in den Landtagswahlkampf zieht - obwohl mit Gerhard Bucher jun. und Dr. Thomas Jahn gleich zwei Hiesige bereit standen. Stattdessen hievte die Nominierungsversammlung Markt Walds Bürgermeister Peter Wachler auf den Thron - der offen dazu steht, mit einem Mann zusammenzuleben. Ja mei, was ist aus der guten alten konservativen CSU geworden?

Nicht mal mehr die Senioren- und Frauenunion scheinen zu funktionieren. Manch einem in der Partei scheint es auch nicht zu passen, dass der Fraktionsvorsitzende Christian Sobl eine Männerfreundschaft mit Grünen-Chef Oliver Schill pflegt. Überhaupt, so eine Koalition mit den Grünen. Hat das wirklich sein müssen? Hätte das Stracke nicht auch verhindern müssen? Fragen über Fragen.

Stracke möchte den „haarsträubenden Unsinn eines anonymen Schreibers“ nicht kommentieren. Und OB Bosse meint, der einzig richtige Platz für das Pamphlet sei der Papierkorb, das sieht auch Sobl so. Doch intern gibt es derzeit kein anderes Thema bei der Partei. In der nächsten Fraktions- und Vorstandssitzung soll es thematisiert werden. Ob der Anonymus sich jemals zu erkennen gibt? Die Spekulationen über sie oder ihn schießen jedenfalls ordentlich ins Kraut.