Balanceakt zwischen Arbeit und Leben

Memmingen/Allgäu - Der Fachkräftemangel schreitet voran, gleichzeitig steigen die Ansprüche von Angestellten. Ein Stichwort mit zunehmender Bedeutung: Work-Life-Balance, also ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Doch welche Folgen hat das auf die Arbeitgeber und die Wirtschaft? Und wie reagiert die Politik darauf? Wir haben uns in der Region umgehört.

Verdi „Wenn die Arbeit so gestaltet ist, dass sie mich nicht überlastet, dann brauche ich vielleicht keine Teilzeit“, sagt Verdi-Bezirksgeschäftsführer Werner Röll. Umgekehrt bringe Arbeitnehmenden ihre Freizeit nichts, wenn die Arbeit sie krank mache. Seine Folgerung: Für angemessene Work-Life-Balance brauche es gute Führung, Gesundheitsschutz, Flexibilität; etwa für Pflegeberufe zudem planbare Arbeitszeiten. Tarife, die Lohnplus in Freizeit umwandeln, spielen Röll zufolge eine zunehmende Rolle. Das Schutzniveau für Arbeitnehmende zu senken, hält er jedoch für kontraproduktiv: „Wir haben gerade die höchsten Burnout-Zahlen jemals.“

Politik In der Debatte um die Work-Life-Balance fehlt dem CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke der Fokus auf den Wert der Arbeit. „In der Arbeit entfaltet sich der Mensch, denn sie ist sinnstiftend, gibt Identität und damit auch Erfüllung.“ Und so wichtig die Frage nach der Lebensqualität auch sei: „Arbeit ist und bleibt eben die Quelle unseres Wohlstands.“

Insbesondere junge Menschen könnten erst am Ende ihres Arbeitslebens realisieren, dass ihre Lebensarbeitszeit nicht für eine herkömmliche Rente reicht, befürchtet Stracke. Zudem müsse man sich eine Reduzierung der Arbeitszeit leisten können.