"Wir brauchen ein Klima der Wertschätzung für die landwirtschaftlichen Familienbetriebe"
Kaufbeuren/Berlin - Im Rahmen einer Videokonferenz tauschten sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) und sein Fraktionskollege Artur Auernhammer, der zugleich agrarpolitischer Sprecher der CSU im Deutschen Bundestag ist, mit Kreisobmann Josef Nadler, Kreisbäuerin Karina Fischer sowie weiteren Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) Ostallgäu aus. Zur Sprache kamen dabei Themen wie die Systemrelevanz der Landwirtschaft in Zeiten der Pandemie, die Düngeverordnung, der Klimaschutz und das Tierwohl.
"Die Corona Pandemie hat überdeutlich gezeigt, dass der Landwirtschaft als Lebensmittelproduzent Nummer 1 eine besondere Rolle in unserer Gesellschaft zukommt. Deshalb ist es mir gerade jetzt ein Herzensanliegen, mich zu aktuellen Themen in der Landwirtschaft auszutauschen", betonte Stracke. Er freute sich, dass vor allem sein Kollege Auernhammer seine Einladung zum gemeinsamen Gespräch wahrgenommen hat.
"In der Pandemie haben immer mehr Menschen Regionalität in der Lebensmittelversorgung und damit die Landwirte und Direktvermarkter vor Ort zu schätzen gelernt", so Stracke. Dies bestätigte auch Auernhammer, der zugleich erklärte, er hoffe, dass diese positive Grundhaltung und Wertschätzung der Landwirtschaft nach der Pandemie weiter anhalte.
Einig waren sich alle Gesprächspartner, dass die kommenden Herausforderungen riesig sein werden. Mit Blick auf die Lebensmittelproduktion sei es wichtiger denn je, den Dialog mit den Verbrauchern zu pflegen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen, so Auernhammer. Beim Thema Tierwohl verwehre er sich energisch gegen eine pauschale Verurteilung der Landwirtschaft. Dies gelte auch beim Klimaschutz, erklärte er. Nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander könne es zukunftsfähige Konzepte geben. "Die Landwirtschaft ist und bleibt Teil der Lösung beim Klimaschutz", brachte Auernhammer klar zum Ausdruck.
Kritisch betrachtet der BBV die neue Düngeverordnung, gerade, was das Ausbringen der Gülle per Schleppschlauch betreffe, wie Nadler verdeutlichte. Klar sei, so Auernhammer, dass beim Ausbringen der Gülle noch mehr für die Umwelt getan werden müsse. Dennoch gelte es bei der Düngeverordnung nochmals mit Augenmaß für die Sondergebiete nachzujustieren. Eine Kleinerzeugerregelung beispielsweise könne hier eine gute Lösung darstellen. Dagegen seien jedoch die Widerstände enorm, betonte der Abgeordnete.
Fischer und ihre Kollegen aus der BBV-Kreisvorstandschaft sprachen auch das brisante Thema der Umsatzsteuerpauschalierung in der Landwirtschaft an. Die Europäische Kommission hatte wegen ihrer Ansicht nach inkorrekter Anwendung der EU-Mehrwertsteuerregelung für Landwirte beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) Klage gegen Deutschland eingereicht. Als Instrument zur steuerlichen Vereinfachung, so die Vertreter des BBV, habe das bisher geltende Recht auf Pauschalierung gerade für die bayerischen Familienbetriebe der Land- und Forstwirtschaft große Bedeutung. Es habe sich seit vielen Jahren als wirksames Mittel der bürokratischen Entlastung für die Landwirtschaft bewährt. Allerdings gebe es derzeit erhebliche Unsicherheit im Bereich der Rechtsprechung dazu auf europäischer Ebene. Stracke und Auernhammer stimmten zu, dass es das Ziel sein müsse, die Pauschalierung zumindest für kleinere Betriebe zu erhalten und mögliche Rückzahlungsforderungen unbedingt zu verhindern. Solche Forderungen würden betroffene Landwirte finanziell über die Maßen belasten.
Kreisobmann Nadler betonte, dass die Landwirtschaft zur Existenzsicherung dringend auf die Förderung der EU durch die gemeinsame Agrarpolitik auch in Zukunft angewiesen ist. Die Landwirtschaft verweigere sich auch dem Arten- und Naturschutz nicht, wenn die Auflagen praxisgerecht und umsetzbar seien, so Nadler.
Der Kreisobmann dankte zum Abschluss des Gesprächs ausdrücklich dem örtlichen Bundestagsabgeordneten Stracke, der zu diesem Gedankenaustausch gebeten hatte, für dessen Initiative sowie Artur Auernhammer für seine Teilnahme und seine informativen Ausführungen. Der Dialog mit beiden Abgeordneten habe gezeigt, dass man mit ihnen kompetente politische Vertreter in Berlin habe, die nicht nur ein offenes Ohr für die Sorgen, sondern auch tiefe Einblicke in die aktuellen Themenbereiche der Landwirtschaft haben. Stracke und Auernhammer gaben den Dank gerne zurück und resümierten: "Wir brauchen ein Klima der Wertschätzung für die Arbeit der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in unserer Region. Sie alle nehmen in guten wie in schwierigen Zeiten Verantwortung für die Menschen in unserer Heimat wahr und versorgen sie mit guten und gesunden Lebensmitteln. Darauf dürfen Sie zurecht sehr stolz sein!"