Von Fachkräftesicherung bis Energiewende

Kaufbeuren/Ostallgäu. Zum Gedankenaustausch trafen sich der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke und seine beiden Kollegen aus dem Landtag Angelika Schorer und Franz Josef Pschierer (alle CSU) mit dem Vorsitzenden der IHK-Regionalversammlung Kaufbeuren & Ostallgäu Peter Leo Dobler, dem Vizepräsidenten der IHK Schwaben Gerhard Schlichterle und dem IHK-Regionalgeschäftsführer Stefan Sprinkart. Stracke hatte dieses Gespräch initiiert, um aus erster Hand zu erfahren, welche Sorgen und Nöte den Mittelstand im Ostallgäu derzeit beschäftigen.

Das größte Risiko für die Fortsetzung der weiterhin positiven Entwicklung der Unternehmen in der Region sieht die IHK nach eigenen Angaben in der angespannten Fachkräftesituation. Dankbar sei man deshalb, dass die Politik reagiert und mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz positive Rahmenbedingungen für Unternehmen geschaffen hat. Gleiches gelte auch für das im Herbst 2018 beschlossene Qualifizierungschancengesetz, das dem Arbeitnehmer mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung und Qualifizierung bietet.

Mit großer Skepsis betrachtet die Unternehmerschaft die Auswirkungen der durch den Atom- und Kohleausstieg beschlossenen Energiewende auf die Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Strom. Die Vertreter der IHK befürchteten, dass dies auch so manches Unternehmen in der Region zum Abwandern bewegen werde. Die Abgeordneten mahnten hier in aller Deutlichkeit, dass die Diskussion nicht ideologisch geprägt sein dürfe, sondern eine realistische Gesamtstrategie für die Energiewende entwickelt werden müsse. „Die Union setzt deshalb im Gegensatz zum Koalitionspartner auf Innovationen und Anreize statt auf Verbote und Steuererhöhungen“, betonten die Abgeordneten aus Bund und Land in diesem Zusammenhang.

Mit Blick auf die Mobilität der Zukunft waren sich die Gesprächspartner einig, dass im Bereich der Antriebstechniken ausschließlich eine klare Technologieoffenheit zum Erfolg führen werde. Große Chancen für die Region sahen alle beim Thema Wasserstoff- und Hybridzüge. Wenn es gelingen könnte, hier rasch konkrete Ansätze zu finden, würde dies mittelfristig auch für die zahlreichen Pendler in der Region, die auf die Schiene angewiesen sind, eine spürbare Verbesserung bedeuten.

Die starke Belastung des Mittelstands durch die Bürokratie, insbesondere bei der Datenschutzgrundverordnung, den Statistikmeldungen oder auch den Aufbewahrungsfristen für steuerlich relevante Unterlagen war ein weiteres Kernthema, das der IHK Sorgen bereitet. Die Summe der Bürokratievorschriften würden zwischenzeitlich massiv Geld und Personal binden. Stracke verwies in diesem Zusammenhang auf das geplante Bürokratieentlastungsgesetz. Die Koalitionsparteien in Berlin hätten sich Mitte Mai darauf geeinigt und wollen so die Statistikpflichten verringern. „Die Wirtschaft wird dadurch um mindestens eine Milliarde Euro entlastet“, so der Bundestagsabgeordnete. Die Gesprächspartner waren sich aber einig, dass dies nur der sprichwörtliche „Tropfen auf den heißen Stein“ sein könne. Bürokratieentlastung sei eine Daueraufgabe. Dabei müsse auch die Gesellschaft klären, wie viel Freiheit und damit Nichtregelung sie sich selbst zutraut.

Die Vertreter der IHK dankten den Abgeordneten aus Bund und Land für deren Zeit und den angeregten Gedankenaustausch. Sie gaben den Dank zurück und betonten: "Nur wenn es unserem Mittelstand gut geht, geht es der Region gut. Das Gespräch hat gezeigt, dass der Dialog zwischen der Politik und der Wirtschaft sehr wichtig ist, um den politischen Rahmen für unsere Unternehmen richtig zu setzen."