Stracke im Gespräch mit Hoteliers und Gastronomen in Bad Wörishofen
Bad Wörishofen. Über die Folgen der Pandemie auf die Beherbergungsbetriebe und Gaststätten in der Kneippstadt sprach der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) mit Hoteliers und Gastronomen. Er war dafür eigens zu einem Vermietertreffen nach Bad Wörishofen gekommen.
"Die wirtschaftliche Bedeutung des Kurwesens ist für das Unterallgäu enorm. Die Kurhotels und die Gastronomie sind hier wichtige Arbeitgeber. Die Kurstadt Bad Wörishofen ist massiv von Corona getroffen worden“, so Stracke zu Beginn des Gesprächs. Ihn interessiere in besonderem Maße die aktuelle Lage in der Branche und der Blick auf den kommenden Herbst und damit die Zeit, wenn Bayern aus den Ferien zurückkehrt.
Nach dem pandemiebedingten völligen Tiefpunkt im Frühjahr kommen jetzt wieder mehr Gäste nach Bad Wörishofen. Derzeit, so berichteten die Hoteliers, habe man in den meisten Betrieben eine Auslastung von rund 75 Prozent erreicht. Allerdings sei die Unsicherheit der Gäste deutlich spürbar. Gerade in einem Kurort wie Bad Wörishofen sei die Zahl der Gäste, die zu der Risikogruppe zählen, besonders hoch. Deshalb sei diese Gruppe auch besonders vorsichtig. Meldungen in den Medien zum Beispiel über eine zweite Coronawelle habe sofort Auswirkung auf das Buchungsverhalten.
Um durch die Zeit der Schließungen zu kommen, hat ein Großteil der Betriebe auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen. Auch die Soforthilfen wurden in Anspruch genommen. Insgesamt habe die Politik, so lobte der stellvertretende Kreisvorsitzende des DEHOGA Bayern Unterallgäu, Hotelier Martin Steinle, in der Pandemie einen sehr guten Job gemacht. "Wir haben als Union von Anfang an darauf gesetzt, Liquidität in den Unternehmen zu erhalten und versuchen so, Beschäftigungsbrücken zu bauen. Dazu dienen im Besonderen die Kurzarbeit, die KfW-Kredite und auch das kürzlich umgesetzte Zuschussprogramm im Umfang von 24,6 Milliarden Euro", berichtete Stracke. Dieses Programm unterstützt von der Pandemie hart getroffene Unternehmen mit Zuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen.
Einig waren sich die Gesprächspartner, dass ein zweiter Lockdown fatal wäre. Stracke teilte dazu mit, dass Bayern im Falle einer zweiten Infektionswelle anstelle von flächendeckenden auf punktuelle Maßnahmen an den Corona-Hotspots setze.
Sehr positiv sahen die Hoteliers und Gastwirte die Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen bis zum Juni 2021 sowie die generelle Mehrwertsteuersenkung bis Ende dieses Jahres. Diese Entlastungen können zwar aufgrund der wirtschaftlichen Lage nicht an den Konsumenten weitergegeben werde, tragen aber so maßgeblich dazu bei, die Verluste aus den Monaten des Lockdowns abzufedern. Stracke erklärte dazu, dass die CSU alles daran setzen werde, den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent auf Speisen über den Juni 2021 hinaus weiter zu verstetigen.
Dessen unbenommen sorgten sich die anwesenden Unternehmer darüber, wie es im Herbst weitergehen werde. Es fehle ganz konkret die Planungssicherheit. Niemand wisse beispielsweise derzeit, wie er die Feiern zum Jahreswechsel gestalten könne, welche Abstandsregelungen und allgemeinen Schutzmaßnahmen bis dahin gelten. Angesichts dieser Unsicherheiten sei es ein hohes Risiko, wie üblich jetzt in die Werbung für die Weihnachtsfeiertage und für Silvester einzusteigen. Gerade diese Zeiten würden den Hotels sonst immer eine gute Auslastung bescheren. Stracke zeigte dafür Verständnis. "Seriös kann Ihnen derzeit keiner beantworten, was Herbst und Winter bringen werden. Sorge bereitet die Situation nach Rückkehr der Urlauber im September. Wenn das Infektionsgeschehen dann beherrschbar bleibt, ist auch eine solidere Perspektive für den Winter gegeben", sagte er.
Bad Wörishofens Erster Bürgermeister Stefan Welzel forderte in diesem Zusammenhang die Politik auf, Rahmenbedingungen wie das verpflichtende Tragen eines Mund-Nase-Schutzes nochmals zu betrachten und wenn möglich nachzubessern. Stracke, der auch gesundheitspolitischer Sprecher der CSU im Deutschen Bundestag ist, betonte die Wirksamkeit des Mund-Nase-Schutzes und mahnte eine verbesserte Studienlage an.
Ein weiteres Thema, das die Anwesenden beschäftigte, war die Internetversorgung in der Kneippstadt. Schnelles Internet, so stimmten alle überein, ist ebenso wichtig wie gut ausgebaute Straßen. Ein leistungsfähiges Internetangebot ist nicht nur für die Arbeit der Betriebe wesentlich, auch der Gast erwartet zurecht eine gute Versorgung. Der Bund habe für die flächendeckende Digitalisierung viel Fördergeld bereitgestellt, erklärte Stracke. "Es fehlt derzeit nicht am Geld, sondern an den Kapazitäten der umsetzenden Bauunternehmen. Deren Auftragsbücher sind voll und die Preise entsprechend hoch", erläuterte der Abgeordnete.
Die Hoteliers und Gastronomen nutzten die Gelegenheit, Stracke einen offenen Brief an die Bundesregierung und die gesetzlichen Krankenkassen zu überreichen. Sie forderten darin die Einführung der ambulanten Bade-Kur als Pflichtleistung anstelle der bisherigen freiwilligen Leistung der Krankenkassen. Weitere Forderungen waren ein jährlicher Anspruch auf eine Kur und die Entbürokratisierung der Kuranträge. Stracke dankte den Initiatoren des Briefes, allen voran den Hoteliers Matthias Schneid und Christian Förch sowie der Kurdirektorin Petra Nocker. "Nur wer sich zu Wort meldet, wird in Berlin gehört", erklärte der Abgeordnete. Gerne werde er sich für die Forderungen aus der Kneippstadt stark machen. "Ganzheitliche Naturheilverfahren wie die Kneipptherapie haben sich in der Gesundheitsversorgung bewährt und liegen mehr denn je im Trend. Wir müssen gerade die Kneipptherapie mit Blick auf chronische Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes, Bluthochdruck, chronische Erschöpfungszustände und Depression neu wertschätzen lernen", so der Abgeordnete abschließend.