Kindertagesstätten sind ein wichtiger Anker der Gesellschaft
Dorschhausen/Unterallgäu. Über die Folgen der Pandemie für die Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft in Bad Wörishofen und den Stadtteilen tauschte sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) im Rahmen eines Ortstermins im Kindergarten Mariä Heimsuchung in Dorschhausen aus. An dem Gespräch nahmen teil die Leiterin des Dorschhausener Kindergartens Angelika Kögel, die Leiterin des Kindergartens St. Stephan in Kirchdorf Brigitta Karmann, Evi Schuster, die Leiterin des Kindergartens St. Anna in der Kernstadt und Sandra Cadus von der Pfarreiengemeinschaft Bad Wörishofen als Vertreterin des Trägers.
Stracke, der auch familienpolitischer Sprecher der CSU im Deutschen Bundestag ist, hatte um dieses Gespräch gebeten. "Mir ist es ein wichtiges Anliegen, mit Ihnen zu den Auswirkungen der Pandemie in den Austausch zu treten, insbesondere zu den besonderen aktuellen Herausforderungen, vor denen Sie nun gerade auch mit Blick auf die bevorstehende Erkältungszeit stehen", so der Abgeordnete.
Der Kindergarten in Dorschhausen ist ein eingruppiger Kindergarten mit Öffnungszeiten von 7.30 bis 13.30 Uhr. Derzeit sind dort 15 Kinder untergebracht. Ebenfalls eingruppig ist der Kindergarten in Kirchdorf, der eine ganztägige Betreuung anbietet. Die Kindertagesstätte St. Anna in der Kneippstadt selbst bietet mit Krippe und Kindergarten insgesamt 149 Plätze für Kinder im Alter von 6 Monaten bis zum Schuleintritt in fünf Gruppen.
Wie Schuster berichtete, traf sie die Nachricht des Lockdowns im März während einer Fortbildung weitestgehend unvorbereitet. Im Team galt es nun, passgenaue Konzepte zu entwickeln, wie mit der neuen Situation umgegangen werden könne. Die Zeit der kompletten Schließung der Kindertagesstätte habe sie gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen für die Erarbeitung und Überarbeitung der Konzeption, von Renovierungsarbeiten im und ums Haus genutzt, Wände gestrichen und Spielgeräte repariert. Schon relativ früh habe man jedoch in St. Anna begonnen, Kinder in der Notbetreuung aufzunehmen, da ihre Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten. Schlussendlich waren es insgesamt 35 Buben und Mädchen, die in dieser Zeit in den sieben Gruppen betreut wurden.
Auch in den beiden anderen Kindergärten habe man die Zeit der Schließung aktiv genutzt und während der anschließenden Phasen der Lockerungen sehr individuelle Konzepte erarbeitet. Vom Bayerischen Familienministerium wie auch vom zuständigen Landratsamt Unterallgäu haben sie sich gut betreut und informiert gefühlt, berichteten die drei Kindergartenleiterinnen. Für Unmut gesorgt habe lediglich, dass Eltern häufig über die Medien früher von neuerlichen Einschränkungen wie auch von Lockerungen informiert waren als die Kindergärten selbst. Einig waren sich alle, dass dieses Vorgehen die Arbeit der Kindertagesstätten mitunter unnötig erschwert habe.
Die Hygienemaßnahmen, die für die Aufnahme des derzeitigen eingeschränkten Regelbetriebes der Kindergärten notwendig sind, würden, so berichteten alle Leiterinnen, von allen gut angenommen und konsequent eingehalten. Alle Eltern akzeptierten die Gebote von Abstand, Hygiene und Mundnasenschutz. Dennoch bereite der Blick auf die bevorstehende Erkältungszeit Sorge. "Als Erzieherin kann ich eine verlässliche Unterscheidung zwischen einer Covid19-Infektion und einer reinen Erkältung nicht leisten", so Schuster. Dem stimmten auch Kögel und Karmann zu. Im Sommer noch haben Kindertagesstätten Kinder mit Schnupfennase noch abweisen dürfen. "Dies war einfacher und tat auch den Kindern gut, die nun ihre Erkältung vollständig auskurieren konnten", ergänzte Kögel.
Mit Blick auf die personelle Situation fragte Stracke auch konkret in die Runde, wie mehr junge Menschen für das Berufsfeld der Kinderpflege und Kindererziehung gewonnen werden könne. Zweifellos habe die Pandemie wie ein Brennglas gewirkt und den generell bestehenden Engpass an Fachpersonal in diesem Bereich noch deutlicher gemacht. Hier gelte es, so waren sich alle Gesprächspartner einig, mehr Attraktivität für das Berufsbild zu schaffen. Gerade die zweijährige rein schulische Ausbildung im Bereich der Kinderpflege betrachte man kritisch, da hier der Bezug zur Praxis zu gering sei. "Es muss auch der Gedanke an eine duale Ausbildung wie sie beispielsweise eine Lehre darstellt zugelassen werden. Dann würden sich Praxis und Theorie die Waage halten. Eine Ausbildungsvergütung würde weitere Anreize schaffen", regte Cadus an. Auch den Kindertagesstätten selbst wäre mit diesem Modell mehr geholfen als nur mit tageweisen Praktika wie sie derzeit zur Ausbildung gehören, bestätigten Schuster, Karmann und Kögel.
"Kindertagesstätten sind ein wichtiger Anker für alle Familien, damit die Eltern wieder in die Arbeit gehen können und wissen, dass ihre Kinder bestens betreut sind. Die Pandemie hat uns verdeutlicht, wie systemrelevant Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kindergärten und Krippen sind", betonte Stracke zum Abschluss des Gesprächs. "Sie stellen sich in vorbildlicher Weise den täglichen Herausforderungen, die gerade jetzt im Herbst und Winter nicht weniger werden. Für Ihr außerordentliches Engagement in den vergangenen Wochen und Monaten danke ich Ihnen. Ich wünsche Ihnen und allen Kindern und Familien, dass Sie gesund und wohlbehalten durch diesen Herbst und Winter kommen", so der Abgeordnete.