Der kurze Winterwahlkampf in turbulenten Zeiten stellte Ostallgäuer Politiker vor Herausforderungen

Ein kurzer, spannungsgeladener Wahlkampf geht zu Ende − am Sonntag ist Bundestagswahl. Wie haben einige der Direktkandidaten aus dem Ostallgäu den Wahlkampf erlebt? War der Ton rauer als sonst? Zumindest die Temperaturen waren kälter.

Ostallgäu – „Jetzt muss ich mich erst mal aufwärmen“, sagt Dr. Regina Renner am Telefon. Die SPD-Direktkandidatin für den Bundestag kommt gerade von einem Infostand, an dem sie zwei Stunden bei winterlichen Temperaturen stand und Bürger über Inhalte der SPD informierte. Es gebe Termine, die im Sommer angenehmer seien, sagt Renner, allerdings „sind wir von den Kommunalwahlen Winterwahlkämpfe bereits gewohnt.“ Im Winter setze man verstärkt auf den Haustürwahlkampf, bei dem man, wie der Name schon sagt, von Haustür zu Haustür geht, um über die Themen der Partei zu informieren. 

Verkürzter Wahlkampf war stressig

Der verkürzte Wahlkampf in diesem Jahr sei stressig gewesen, sagt Renner. Man musste schnell reagieren, der Flyer und Plakatdruck bei „SPD-gerechten, ausgewählten Druckereien, die ihre Mitarbeitenden nach Tarif bezahlen und bei den Drucken eine gute Arbeit machen“ fiel direkt in die Vorweihnachtszeit. Termine und Veranstaltungen mussten kurzfristig organisiert und durchgeführt werden. Aber ihre persönliche Erfahrung, die Erfahrung der SPD als „älteste Partei Deutschlands“ und ein gutes und engagiertes Team hätten dafür gesorgt, dass alles gut funktionierte, so die Direktkandidatin. 

Nicht nur das raue Wetter sei bei diesem Wahlkampf spürbar, auch der Ton sei rauer geworden. „Wir wurden gerade beim Infostand ins Gesicht als Arschlöcher bezeichnet“, berichtet die SPD-Politikerin. Beleidigungen dieser Art kämen insbesondere an den Infoständen häufiger vor, an den Haustüren gebe es kaum verbale Angriffe.

Dennoch, der Ton habe sich merklich geändert. „Es hat sich verändert, wie man angegangen wird. Es ist aggressiver geworden“, erzählt Regina Renner. Im Jahr 2023 wurden an ihrem Elternhaus Schmähplakate am Gartenzaun angebracht (der Kreisbote berichtete). Bei den Europawahlen wurde ein Mitglied der Partei beim Plakatieren verbal so heftig angegangen, dass er sich ins Auto flüchtete. Zuletzt bekam ein SPD-Mitglied wie berichtet einen Drohbrief an seine Privatadresse geschickt. Insgesamt gebe es also drei Fälle, bei denen die Kripo ermittelt, so Renner.