Stephan Stracke sprach mit Erich (ganz links), Michael und Katharina Lerf über die Herausforderungen für die heimische Landwirtschaft.

Regional, nachhaltig und lecker

 Hawangen/Dennenberg - Bei einem Ortstermin auf dem Milchhof der Familie Lerf im Ottobeurer Ortsteil Dennenberg tauschte sich der Allgäuer Abgeordnete Stephan Stracke (CSU) mit Seniorchef Erich Lerf sowie dessen Sohn Michael und Schwiegertochter Katharina über Heumilch, Regionalität und Tierwohl aus.  

Michael und Katharina Lerf haben den Milchhof in der dritten Generation übernommen und führen das erfolgreiche Konzept der Eltern Erich und Rita mit hohem Engagement fort. Die Familie Lerf freute sich, Stracke begrüßen zu können und dankte ihm für seine Initiative zu diesem Gespräch. "Zu wenig Regen und Hitze schaden der Ernte und machen die Arbeit unserer Landwirte noch herausfordernder. Dazu kommt die Sorge um eine drohende Nahrungsmittelknappheit infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Hohe Preise für Dünger, Energie und Futtermittel erschweren die Arbeit der bäuerlichen Familienbetriebe weiter", so Stracke. Vor diesem Hintergrund sei er am Austausch gerade jetzt besonders interessiert.  

Im Rahmen eines Rundgangs über den Hof, durch die Stallungen und in den Bereich der Milch- und Joghurtabfüllung stellten die Lerfs dem Abgeordneten das ganzheitliche Konzept ihres Unternehmens vor.  

Der Milchhof Lerf ist der einzige Betrieb in Bayern, bei dem noch Vorzugsmilch produziert wird. Vorzugsmilch ist eine unbehandelte Milch mit allen wertvollen Inhaltsstoffen und natürlichem Fettgehalt. Sie ist die einzige Rohmilch, die frei gehandelt werden darf. Produziert und abgefüllt wird sie unter strengsten Bedingungen und nach behördlichen Auflagen von zugelassenen Vorzugsmilchbetrieben. Die Vorzugsmilch hat eine gesetzlich vorgegebene Haltbarkeit von 96 Stunden und ein Verbrauchsdatum. Zusätzlich setzen die Lerfs seit einigen Jahren auf Heumilch. Heumilch wird durch die silagefreie Fütterung der Kühe, also den Verzicht auf jegliches Gärfutter, gewonnen. Im Sommer wird mit frischem Gras und im Winter mit hofeigenem Heu und Getreideschrot gefüttert. Dafür haben die Lerfs zusätzlich in ein riesiges Heulager mit eigener Trocknungsanlage investiert.  

"Kerngesunde Kühe sind das Kapital unseres Biohofs", so Michael und Katharina Lerf beim Rundgang durch den großen, hellen Außenklimastall mit angrenzendem Laufhof. Von April bis Oktober grasen die Kühe täglich auf den direkt an den Stall grenzenden Sommerweiden. Tierwohl wird bei den Lerfs seit jeher groß geschrieben. So betreibt die Familie seit einiger Zeit die ammengebundene Kälberaufzucht. Dabei dürfen die Kälbchen nach der Geburt bei der Mutter oder Amme aufwachsen. Gesündere und widerstandsfähigere Tiere haben die Lerfs in diesem neuen Konzept bestärkt.  

Zusätzlich zur Vorzugsmilch werden auf dem Milchhof Lerf  Naturjoghurt in verschiedenen Fettstufen und Fruchtjoghurt produziert. Auch bei der Auswahl der Früchte wird auf Regionalität geachtet. Schon Erich und Rita Lerf war es gelungen, die Feneberg-Märkte als Abnehmer zu gewinnen, die die Vorzugsmilch unter ihrer Bio-Eigenmarke "Von hier" vertreiben. Mit dem Einstieg der nächsten Generation wurde unter Federführung von Katharina Lerf die hauseigene Produktlinie "Die feine Allgäuerin" entwickelt. "Auf unserem Hof halten wir Allgäuer Braunvieh, eben die feine Allgäuerin - die Rasse gehört in die Region, ihre Milch hat natürlicherweise einen höheren Fettgehalt und schmeckt daher besonders vollmundig", erklärte Katharina dazu und lud Stracke zur Joghurtverkostung ein.  

Stracke zeigte sich beeindruckt vom Konzept des Milchhofs. "Hier stehen Regionalität und Tierwohl im Mittelpunkt der täglichen Arbeit. Es entstehen Lebensmittel, die ausgezeichnet schmecken und gesund sind", betonte er. Selbstverständlich sei die Landwirtschaft in Deutschland und nicht zuletzt im Allgäu systemrelevant. "Wir können vielleicht einmal einige Tage auf Handy und Tablet verzichten, aber nicht auf Essen und Trinken", machte er deutlich. Gerade deshalb brauchen Landwirte als mittelständische und in ihrer Region verwurzelte Unternehmer Perspektiven und Planungssicherheit. Mit Blick auf den Klimawandel und den Krieg in Europa sei es wichtiger denn je, die "heimische Landwirtschaft zu stärken und klug in das Potential unserer ländlichen Räume zu investieren. Es kann nicht sein, dass unsere bäuerlichen Familienbetriebe als tragende Säulen unserer ländlichen Räume zum Sparpotential der Ampel-Koalitionäre werden", so der Abgeordnete abschließend.