Raschere Entschädigung für Opfer von Gewalt

Kaufbeuren/Ostallgäu. Über die Tätigkeit des Weißen Rings informierte sich vor kurzem der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) bei Eva Burkhard von der Außenstelle Kaufbeuren-Ostallgäu des Weißen Rings. Im Mittelpunkt des Gesprächs stand dabei die geplante Neuregelung der Opferentschädigung in Deutschland.

"Kein Opfer einer Gewalttat soll sich mehr mit seinem Schicksal allein gelassen fühlen. Deshalb will die Große Koalition den Opferschutz verbessern und die staatlichen Entschädigungsleistungen schneller, zielgerichteter und höher ausgestalten. Gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Gesetzesentwurfs zur Modernisierung der Opferentschädigung interessieren mich Ihre Erfahrungen aus der Arbeit vor Ort. Denn Gesetze müssen der Praxis folgen. Deshalb habe ich Sie zum Gedankenaustausch eingeladen", erklärte Stracke, der zugleich sozialpolitischer Sprecher der CSU im Deutschen Bundestag ist.

Gegründet wurde der Weiße Ring in Deutschland im Jahr 1976, damit Opfer von Gewalttaten die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Seitdem steht die Organisation konsequent an der Seite von Kriminalitätsopfern, berät, begleitet und setzt sich für Entschädigung ein. Allein im südlichen Bayern hat der Weiße Ring 42 Außenstellen. Eine von ihnen ist die in Kaufbeuren-Ostallgäu. Drei Mitarbeiterinnen kümmern sich hier um die Opfer von Gewalttaten.

Im Ostallgäu und in Kaufbeuren sind es, so berichtete Burkhard, vornehmlich die Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt, von Einbrüchen und Überfällen, die die unbürokratische Hilfe des Weißen Rings in Anspruch nehmen. Nach einem vertraulichen Erstgespräch bleibt die jeweilige Mitarbeiterin des Weißen Rings Ansprechpartnerin für den Geschädigten und begleitet ihn. Sie ist behilflich bei der Suche nach einem Rechtsanwalt oder einem Therapeuten, hilft bei der Antragstellung auf Entschädigung. "Die Betreuung durch den Weißen Ring ist umfassend und zeitintensiv. Ich würde es deshalb sehr begrüßen, wenn es uns gelingt, mehr engagierte Freiwillige zu gewinnen, die uns unterstützen", berichtete Burkhard. Sie kritisierte die teils langen Wartezeiten in den Versorgungsämtern, bis ein Opfer Entschädigungsleistungen erhält. Hier wünsche sich der Weiße Ring eine deutlich raschere Abwicklung im Vollzug.

Stracke bestätigte, dass die Reform des Opferentschädigungsgesetzes genau an diesem Punkt ansetze: "Opfer von Gewalt müssen Leistungen schneller als bisher erhalten. Dies ist auch eine der wesentlichen Erkenntnisse aus dem abscheulichen Attentat auf dem Breitscheidplatz in Berlin Ende 2016".