Stephan Stracke tauschte sich beim Besuch in der Tafel Buchloe mit Erika Volk, Barbara Gabrys und Karl-Heinz Kühn über die aktuelle Situation aus.

Das Arbeitspensum hat sich mehr als verdreifacht

Buchloe/Berlin - Im Rahmen eines Gesprächs vor Ort tauschte sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) mit der Leiterin der Tafel Buchloe Erika Volk und ihren Stellvertretern Barbara Gabrys und Karl-Heinz Kühn aus. Im Mittelpunkt standen die derzeitigen enormen Herausforderungen für die ehrenamtlichen Tafelmitarbeiter.  

"Nach zwei Jahren der Pandemie und in den Monaten seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine berichten mir immer wieder ehrenamtliche Tafelmitarbeiter, unter welch großem Druck sie derzeit stehen", so Stracke zum Auftakt des Gesprächs. Gerade in seiner Funktion als arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher der CDU-/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag liege ihm daher der direkte Austausch mit den Tafelmitarbeiterinnen und -mitarbeitern in seinem Wahlkreis besonders am Herzen. Aus diesem Grunde habe er die Initiative zu diesem Ortstermin ergriffen und sich auf den Weg zur Buchloer Tafel gemacht, die in der Trägerschaft der Caritas Marktoberdorf steht.  

Dass sich das Arbeitspensum mit dem Flüchtlingsstrom aus der Ukraine in den vergangenen Wochen und Monaten mehr als verdreifacht habe, bestätigten Volk, Gabrys und Kühn. Wurden vorher rund 25 Familien und Einzelpersonen aus Buchloe und den Stadtteilen wöchentlich von der Tafel Buchloe mit Lebensmittelspenden versorgt, kommen nun mit weiteren 50 bis 60 ukrainischen Familien pro Woche deutlich spürbare Mehrbelastungen auf die Ehrenamtlichen zu. Elf Frauen und acht Männer engagieren sich hier in ihrer Freizeit für bedürftige Mitmenschen. In Buchloe und dem Ostallgäu sei man derzeit noch in der glücklichen Lage, dass die Geschäfte vor Ort gute und ausreichend viele Lebensmittel abgeben. Dennoch müsse auch die Tafel Buchloe bestimmte Trockennahrungsmittel wie Mehl, Zucker, Nudeln zukaufen. Dies liege vor allem daran, dass diese Lebensmittel weniger dem Mindesthaltbarkeitsdatum unterworfen sind und daher von den Einzelhändlern und Discountern nicht an die Tafeln gespendet würden. Hier kamen der Buchloer Einrichtung in den letzten Wochen zwei Spenden zugute. So habe einmal die Stiftung "Sternstunden" 1.500 Euro bereitgestellt, der Freistaat Bayern weitere 1.600 Euro. Letztere Zuwendung ist Teil eines Hilfspaketes, das die bayerische Staatsregierung vor zwei Wochen geschnürt hat und das eine Finanzspritze in Höhe von insgesamt 300.000 Euro an alle bayerischen Tafeln ausgeschüttet hat. "Der Freistaat hat hier reagiert und schnell und unbürokratisch Geld zu den Tafeln gebracht. Mein Gespräch heute bestätigt mir, wie wichtig dies in der aktuellen Situation ist", betonte Stracke mit Blick auf diese Initiative des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und der bayerischen Sozialministerin Ulrike Scharf (beide CSU).  

Schon jetzt seien es neben den ukrainischen Flüchtlingsfamilien hauptsächlich Rentner und Frührentner, die auf das Angebot der Tafel Buchloe, für einen symbolischen Betrag von 1,50 Euro wöchentlich eine Tasche voll Lebensmittel zu bekommen, angewiesen sind, berichtete Volk. Zu wenig bliebe diesen Menschen bei allen Kosten und einer schmalen Rente zum Leben. Gemeinsam mit Kühn und Gabrys war sie sich einig, dass sich die Situation in den nächsten Monaten durch die Inflation und die steigenden Energiepreise noch deutlich verschlechtern werde. Es sei also damit zu rechnen, dass sich spätestens im kommenden Jahr, wenn Gas, Heizöl und Strom sowie alle weiteren Nebenkosten schmerzhaft zu Buche schlagen werden, noch wesentlich mehr Menschen bei der Tafel melden werden. Dem blicke man bereits jetzt mit großer Sorge entgegen. Auch aus diesem Grunde wünsche sich das Tafelteam noch mehr Unterstützung durch die Stadt Buchloe. Bisher stellt die Stadt die Räumlichkeiten kostenfrei zur Verfügung. Alle weiteren Kosten müssen durch den Träger beglichen werden. Sonderausgaben wie Fahrten mit dem eigenen Pkw, um Lebensmittel zu holen oder an Menschen zu liefern, die zu krank sind, um zur wöchentlichen Ausgabe in den Tafelladen zu kommen, tragen die Ehrenamtlichen selbst. Erschwerend dazu komme, dass die Tafelräume sehr dezentral am Rande Buchloes liegen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind sie bislang nicht erreichbar. Deshalb wäre hier eine eigene Flexibus-Haltestelle sinnvoll. Stracke verband seinen Dank für die herausragende Arbeit der Buchloer Tafel mit der Zusage, die beiden genannten Anliegen des Tafelteams zu unterstützen.

"Seit Monaten steigen die Preise für Lebensmittel, Benzin und andere Alltagsgüter in ungeahntem Maße. Die Ersparnisse der Bürgerinnen und Bürger werden von der Inflation aufgefressen. Und die Ampel reagiert darauf uneins. Schnelle und wirksame Antworten bleiben aus", bemängelte er abschließend. Umso wertvoller sei die Arbeit der Tafeln in der Region und ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch auch wenn das Allgäu schon aus der Tradition heraus Ehrenamtsland sei und die Menschen hier ein großes Herz haben, dürfe nicht alles auf das Ehrenamt abgewälzt werden. "Jetzt ist es an der Regierung in Berlin, endlich einen pragmatischen Notfallplan auf den Tisch zu legen", machte er deutlich.