Aus der Energiekrise darf keine Vertrauenskrise werden!
Kaufbeuren/Allgäu/Berlin - Der Allgäuer
Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) hat sich mit dem Geschäftsführer
der Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW) Stefan Fritz ausgetauscht. Im
Zentrum des Gesprächs stand die gegenwärtige Energiekrise mit ihren
Preisexplosionen für Strom und Gas sowie die Sorge um die Versorgungssicherheit
der privaten Haushalte und der Unternehmen im kommenden Herbst und Winter.
"Rasant steigende Energiekosten als Folge ausbleibender Gaslieferungen belasten die breite Mitte unserer Gesellschaft und bedrohen unseren Wohlstand. Der Blick auf die kommende kalte Jahreszeit ist derzeit alles andere als rosig", so Stracke zum Auftakt des Gesprächs. Aus diesem Grund interessiere ihn die Einschätzung des VWEW-Geschäftsführers zur gegenwärtigen Entwicklung auf dem Strommarkt in besonderem Maße sowie die Frage, wie es um die Versorgungssicherheit in der Region aus Sicht der VWEW bestellt sei.
Wie Fritz bestätigte, sind nicht nur die Kosten für Gas und Heizöl, sondern auch die Strompreise an den Börsen in den vergangenen Wochen und Monaten seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in ungeahnte Rekordhöhen gestiegen. Im Juli wurde Strom für die Lieferung am Folgetag an der Börse in Deutschland durchschnittlich für 315 Euro pro Megawattstunde gehandelt. Dies entspreche einer Vervierfachung des Preises innerhalb von zwölf Monaten. Ende August hat der Strompreis am Terminmarkt bereits 500 Euro/MWh überschritten. Ein Ende der Preisrallye ist nicht absehbar.
Die überwiegende Anzahl der Kunden der VWEW bräuchten sich jedoch derzeit keine Sorgen zu machen, teilte Fritz mit. So habe die VWEW den Strom risikominimiert langfristig beschafft. Diese so genannten Terminmarktgeschäfte ermöglichten es, dass der Energielieferanten extreme Preisspitzen glätten kann. Zwar werden Preiserhöhungen auf die Kunden zukommen jedoch nicht in so besorgniserregender Weise wie es teils in der Presse erwartet wird. Eine Vervielfachung der Preise wird es bei VWEW für das Jahr 2023 weder für Strom- noch für Gaskunden geben. VWEW ist sich seiner Verantwortung als regionaler Energieversorger bewusst. Vergleichsweise moderate Energiepreiserhöhungen und die Weitergabe der politisch beschlossenen diversen Erdgasumlagen können jedoch nicht vermieden werden. Lediglich in der Grundversorgung Strom muss VWEW eine deutliche Erhöhung bereits zum 01.10. aussprechen, da der Gesetzgeber Grundversorger zwingt jeden Kunden zu den Tarifen der allgemeinen Grundversorgung zu beliefern. Dazu gehören auch Kunden, die von ihren jetzigen Lieferanten nicht mehr versorgt werden, da die Lieferanten in Konkurs gegangen sind oder die Lieferverhältnisse gekündigt haben.
Anders sehe die Situation auf dem Spotmarkt aus. Hier gelten kurzfristige und tagesabhängige Preise. Unternehmen oder Lieferanten, die hier ihren Strom einkaufen, haben vor Kriegsbeginn zumeist von im Schnitt 30 Prozent niedrigeren Preisen profitiert. In der aktuellen Situation jedoch sind die Preise im Spotmarkt extrem angestiegen. Dies spüren Verbraucher, die bisher häufig ihren Stromanbieter gewechselt haben genauso wie große Unternehmen, die sich an diesem Spotmarkt mit Strom eingedeckt haben. Fritz stellte klar, dass jedem, der am Spotmarkt kauft, dieses Risiko bewusst sein sollte. "Gerade energieintensive produzierende Unternehmen, die sich bislang auf dem Spotmarkt mit Strom eingedeckt haben, spüren die Preisexplosion nun empfindlich", betonte er.
Der Chef der VWEW erklärte auch, weshalb Strom so teuer werde, obwohl in erster Linie russisches Gas fehlt. Die aktuell zu beobachtende Kostenexplosion liege in der besonderen Situation des Stromhandels begründet. "An der Strombörse erfolgt die Preisfestsetzung im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Die Stromnachfrage wird aufsteigend durch die Kraftwerke mit den geringsten variablen Kosten bedient", so Fritz. Am kostengünstigsten dabei seien die erneuerbaren Energien zu denen auch Wasserkraftwerke gehören. Sie haben keine Brennstoffkosten. Dann folgen die Atom- und die Kohlekraftwerke. Am Ende dieser Reihe stehen Erdgaskraftwerke. "Auf diese Weise bestimmt das teuerste Kraftwerk den Preis für alle anderen Erzeuger", führte Fritz aus. Dieses so genannte "Merit order"-Prinzip führe insgesamt zu einer Verteuerung des Strompreises, weil auch die günstigeren Anbieter vom teuren Preis profitieren und nun extreme Gewinne einfahren. Während sich dieser Preisbildungsmechanismus über viele Jahre als brauchbar erwiesen habe, sei er in der jetzigen Energiekrise völlig ungeeignet. Er verschärfe die ohnehin schwierige Marktsituation zusätzlich, erklärte Fritz.
Einig war er sich mit Stracke, dass die Politik genau an diesem System ansetzen und es - zumindest zeitweilig - aushebeln müsse. Gerade jetzt sollte nicht der teuerste Anbieter den Strompreis bestimmen; besser wäre es, einen Durchschnittspreis zu ermitteln. Davon würden die Stromkunden unmittelbar profitieren. "Aufgrund der derzeitigen besonderen Situation am Gasmarkt erzielen Energiekonzerne enorme Gewinne. Es darf nicht sein, dass Konzerne aus dem Kriegsgeschehen nun solch riesige Profite zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher erzielen", stimmte der Bundestagsabgeordnete zu.
Eine Übergewinnsteuer, wie sie bereits diskutiert werde, betrachte er als unrealistisch. Sie scheitere an der praktischen Umsetzung und könne nicht allein auf die Gewinne im Energiebereich beschränkt werden, teilte Stracke mit. Insgesamt habe sich die Ampel in den vergangenen Monaten in ihrem Handeln mehr durch Chaos als durch Struktur ausgezeichnet, kritisierte Stracke abschließend. "Die Regierung muss nun endlich ein konkretes Entlastungspaket auf den Tisch legen. So reiht sich die jetzt beschlossene Gasumlage in die Vielzahl der zusätzlichen Belastungen für den Bürger ein ohne dass zugleich eine Entlastung gerade für die Menschen in unserem Land mit geringem und mittlerem Einkommen auf den Weg gebracht wird. Das ist respektlos. In diesen Krisenzeiten ist sorgfältiges Regierungshandeln entscheidend. Sonst wird aus der Energiekrise schnell eine Vertrauenskrise", stellte er klar.
"Rasant steigende Energiekosten als Folge ausbleibender Gaslieferungen belasten die breite Mitte unserer Gesellschaft und bedrohen unseren Wohlstand. Der Blick auf die kommende kalte Jahreszeit ist derzeit alles andere als rosig", so Stracke zum Auftakt des Gesprächs. Aus diesem Grund interessiere ihn die Einschätzung des VWEW-Geschäftsführers zur gegenwärtigen Entwicklung auf dem Strommarkt in besonderem Maße sowie die Frage, wie es um die Versorgungssicherheit in der Region aus Sicht der VWEW bestellt sei.
Wie Fritz bestätigte, sind nicht nur die Kosten für Gas und Heizöl, sondern auch die Strompreise an den Börsen in den vergangenen Wochen und Monaten seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in ungeahnte Rekordhöhen gestiegen. Im Juli wurde Strom für die Lieferung am Folgetag an der Börse in Deutschland durchschnittlich für 315 Euro pro Megawattstunde gehandelt. Dies entspreche einer Vervierfachung des Preises innerhalb von zwölf Monaten. Ende August hat der Strompreis am Terminmarkt bereits 500 Euro/MWh überschritten. Ein Ende der Preisrallye ist nicht absehbar.
Die überwiegende Anzahl der Kunden der VWEW bräuchten sich jedoch derzeit keine Sorgen zu machen, teilte Fritz mit. So habe die VWEW den Strom risikominimiert langfristig beschafft. Diese so genannten Terminmarktgeschäfte ermöglichten es, dass der Energielieferanten extreme Preisspitzen glätten kann. Zwar werden Preiserhöhungen auf die Kunden zukommen jedoch nicht in so besorgniserregender Weise wie es teils in der Presse erwartet wird. Eine Vervielfachung der Preise wird es bei VWEW für das Jahr 2023 weder für Strom- noch für Gaskunden geben. VWEW ist sich seiner Verantwortung als regionaler Energieversorger bewusst. Vergleichsweise moderate Energiepreiserhöhungen und die Weitergabe der politisch beschlossenen diversen Erdgasumlagen können jedoch nicht vermieden werden. Lediglich in der Grundversorgung Strom muss VWEW eine deutliche Erhöhung bereits zum 01.10. aussprechen, da der Gesetzgeber Grundversorger zwingt jeden Kunden zu den Tarifen der allgemeinen Grundversorgung zu beliefern. Dazu gehören auch Kunden, die von ihren jetzigen Lieferanten nicht mehr versorgt werden, da die Lieferanten in Konkurs gegangen sind oder die Lieferverhältnisse gekündigt haben.
Anders sehe die Situation auf dem Spotmarkt aus. Hier gelten kurzfristige und tagesabhängige Preise. Unternehmen oder Lieferanten, die hier ihren Strom einkaufen, haben vor Kriegsbeginn zumeist von im Schnitt 30 Prozent niedrigeren Preisen profitiert. In der aktuellen Situation jedoch sind die Preise im Spotmarkt extrem angestiegen. Dies spüren Verbraucher, die bisher häufig ihren Stromanbieter gewechselt haben genauso wie große Unternehmen, die sich an diesem Spotmarkt mit Strom eingedeckt haben. Fritz stellte klar, dass jedem, der am Spotmarkt kauft, dieses Risiko bewusst sein sollte. "Gerade energieintensive produzierende Unternehmen, die sich bislang auf dem Spotmarkt mit Strom eingedeckt haben, spüren die Preisexplosion nun empfindlich", betonte er.
Der Chef der VWEW erklärte auch, weshalb Strom so teuer werde, obwohl in erster Linie russisches Gas fehlt. Die aktuell zu beobachtende Kostenexplosion liege in der besonderen Situation des Stromhandels begründet. "An der Strombörse erfolgt die Preisfestsetzung im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Die Stromnachfrage wird aufsteigend durch die Kraftwerke mit den geringsten variablen Kosten bedient", so Fritz. Am kostengünstigsten dabei seien die erneuerbaren Energien zu denen auch Wasserkraftwerke gehören. Sie haben keine Brennstoffkosten. Dann folgen die Atom- und die Kohlekraftwerke. Am Ende dieser Reihe stehen Erdgaskraftwerke. "Auf diese Weise bestimmt das teuerste Kraftwerk den Preis für alle anderen Erzeuger", führte Fritz aus. Dieses so genannte "Merit order"-Prinzip führe insgesamt zu einer Verteuerung des Strompreises, weil auch die günstigeren Anbieter vom teuren Preis profitieren und nun extreme Gewinne einfahren. Während sich dieser Preisbildungsmechanismus über viele Jahre als brauchbar erwiesen habe, sei er in der jetzigen Energiekrise völlig ungeeignet. Er verschärfe die ohnehin schwierige Marktsituation zusätzlich, erklärte Fritz.
Einig war er sich mit Stracke, dass die Politik genau an diesem System ansetzen und es - zumindest zeitweilig - aushebeln müsse. Gerade jetzt sollte nicht der teuerste Anbieter den Strompreis bestimmen; besser wäre es, einen Durchschnittspreis zu ermitteln. Davon würden die Stromkunden unmittelbar profitieren. "Aufgrund der derzeitigen besonderen Situation am Gasmarkt erzielen Energiekonzerne enorme Gewinne. Es darf nicht sein, dass Konzerne aus dem Kriegsgeschehen nun solch riesige Profite zulasten der Verbraucherinnen und Verbraucher erzielen", stimmte der Bundestagsabgeordnete zu.
Eine Übergewinnsteuer, wie sie bereits diskutiert werde, betrachte er als unrealistisch. Sie scheitere an der praktischen Umsetzung und könne nicht allein auf die Gewinne im Energiebereich beschränkt werden, teilte Stracke mit. Insgesamt habe sich die Ampel in den vergangenen Monaten in ihrem Handeln mehr durch Chaos als durch Struktur ausgezeichnet, kritisierte Stracke abschließend. "Die Regierung muss nun endlich ein konkretes Entlastungspaket auf den Tisch legen. So reiht sich die jetzt beschlossene Gasumlage in die Vielzahl der zusätzlichen Belastungen für den Bürger ein ohne dass zugleich eine Entlastung gerade für die Menschen in unserem Land mit geringem und mittlerem Einkommen auf den Weg gebracht wird. Das ist respektlos. In diesen Krisenzeiten ist sorgfältiges Regierungshandeln entscheidend. Sonst wird aus der Energiekrise schnell eine Vertrauenskrise", stellte er klar.